3 Monate sind vergangen, seitdem wir unsere Wohnung in Butzbach verlassen haben. Eigentlich hätten wir tausende Kilometer per Anhalter und transsibirischer Eisenbahn zurückgelegt, hätten in mongolischen Juten übernachtet und uns nun auf intensive Tage in Nordkorea vorbereitet. Kein Tag vergeht, an dem wir uns nicht vorstellen, wo wir jetzt wären … 10 Länder hätten wir schon bereist, stattdessen haben wir unseren Landkreis in den vergangenen Monaten kaum verlassen.
Beschäftigungstherapie gegen Langeweile war angesagt
Wir haben ein Hochbeet gebaut und bepflanzt, die ehemalige Wohnung von Vanys Großeltern entkernt und uns einen kleinen Traum erfüllt: ein Reisemobil. Nachdem wir viele unterschiedliche Autos Probe gefahren sind, haben wir uns für einen 15 Jahre alten Suzuki Grand Vitara entschieden. Das Auto soll uns – völlig unabhängig von unserer Weltreise – die nächsten Jahre begleiten. Im Duell Kleinbus vs. Geländewagen hat für uns der Geländewagen gewonnen, da wir gerne schon auf vorherigen Reisen diverse Mietwagen (wie einen Opel Corsa oder Dacia Sandero) auf ihre Offroadtauglichkeit „getestet“ und ohnehin eine Vorliebe für Straßen und Gegenden entwickelt haben, die etwas ab vom Schuss liegen. Schon bei unserer Irak-Reise 2019 hatten wir festgestellt, dass ein richtiger Geländewagen besser zu unseren Anforderungen passt – nachdem wir von dem ursprünglich gebuchten Nissan Micra auf einen Toyota Fortuner upgegradet worden waren. Es war ein beruhigendes Gefühl gewesen, über mehr Bodenfreiheit und einen Allradantrieb zu verfügen. Das wollten wir bei unserem zukünftigen Reisemobil nicht missen.
Seit Wochen verbringen wir nun jede freie Minute unter dem Auto
Das lenkt uns ein wenig von unseren geplatzten Plänen ab und schafft Vorfreude auf neue. Wir haben uns Rampen aus OSB-Platten gebaut und in der Scheune von Vanys Eltern eine kleine Werkstatt eingerichtet. Obwohl wir beide keine technische Ausbildung haben, möchten wir so viel möglich selbst schrauben. Bislang haben wir einige Verschleißteile getauscht und stecken nun in einem langwierigen Kampf gegen den Rost am Unterboden (den ein alter Geländewagen leider immer mitbringt). Wir hoffen, dass das Auto im Juli technisch soweit gut dasteht und wir eine erste kleine Tour innerhalb Deutschlands damit drehen können. Auch ein Innenausbau sowie Dachzelt sind geplant.
Ob wir noch dieses Jahr mit dem Auto eine große Reise starten können, hängt natürlich vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Unsere ursprüngliche Route lässt sich mit dem Auto nicht umsetzen, da die Einreisebestimmungen für China, Myanmar und Thailand mit eigenem PKW sehr restriktiv sind. Falls es dann doch unterwegs zu einer zweiten Corona-Welle kommen sollte, wären wir mit dem Auto auch eher unflexibel und könnten nicht schnell den nächsten rettenden Flieger nach Hause besteigen oder überhaupt unzugängliche Regionen überfliegen.
Seit dem 15. Juni ist die Reisewarnung innerhalb der EU aufgehoben und die Binnengrenzen Europas werden langsam wieder für den Tourismus geöffnet. Ein Funken Hoffnung? Viele weitere Länder weltweit haben ihre Reisebeschränkungen noch bis Juli oder August bestehen, so wie auch die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes bis zum 31. August Bestand hat. Klar, nicht jedes Land hat die Lage so gut unter Kontrolle wie derzeit Deutschland und manchen Ländern steht der „Peak“ noch bevor. Aber die Hoffnung für uns und viele Reisende überall ist es, dass im Herbst vielleicht etwas geht …
Wir möchten den Traum vom Reisen nicht aufgeben, das steht fest
Wie oben erwähnt haben wir unseren Landkreis in den letzten Monaten selten verlassen. Im Mai brachte uns dann das neue Auto aber doch hinaus in die Welt: im Autokino Gießen folgten wir dem Radreisenden Dennis Kailing auf seiner zwei Jahre langen Tour durch 5 Kontinente. Sein Film „Besser Welt als nie“ weckte in uns wieder die Sehnsucht nach der Ferne. Er machte uns deutlich, dass wir nicht bereit sind, unseren Plan einer Weltreise aufzugeben. Mit den sich öffnenden Grenzen kommt jetzt die Zeit, wieder zu hoffen.