Chiang Mai
Chiang Mai ist die Pforte zu einem anderen Thailand. Fern der südlichen Traumstrände, abseits der historischen Parks Ayutthayas und Sukhothais, der Wolkenkratzer Bangkoks und der staubigen Ebenen des Isaans. Chiang Mai ist die Rose des Nordens, umgeben von Bergen, reich an Kultur und verschiedenen Ethnien. Reisenomaden und Langzeit-Backpacker haben die Region für sich entdeckt, als ruhiger Gegenpol zu Thailands Sex- und Partydestinationen.
Eine Tour mit dem Fahrrad eignet sich am besten, um Chiang Mai zu erkunden. Der alte Wallgraben umgibt den historischen Teil der Stadt. Zwischen den Gassen der Altstadt umrunden wir Tempelanlagen und machen einen Halt für eine kurze Verschnaufspause auf dem Markt. Die Stadt scheint anders zu sein wie andere Städte aus Zentral- oder Südthailand. Ist es das verhallende Echo der Lan-Na-Kultur? Eine etwas andere Architektur, dem kühleren Klima angepasst? Die geographische Nähe zu Myanmar und Laos und mannigfaltigen Bergvölkern? Wir wissen es nicht.
Am Abend sitzen wir am Ufer des Ping-Flusses. Bunte Lichter von Restaurants spiegeln sich im Wasser. Noch ein kühles Bier, dann geht es zum überfüllten Night Bazaar mit seinen Streetfood-Ständen, Bars und dem Hard Rock Cafe. Hier zeigt sich die touristische Seite der Stadt, ganz ohne Party geht es nicht. Auch die Bars mit pinkem oder rotem Neonlicht, Frauen in kürzen Röcken an einem Drink nippend, fehlen nicht.
Ein Trip nach Chiang Mai ist nicht vollständig ohne einen Ausflug in die Natur und den Nationalpark Doi Inthanon. Alles, was Backpackern gefällt, ist im Angebot: Rafting, Klettern, Dschungeltouren, Elefantenwaschen. Die Natur gehört dem Menschen – sie ist seine Spielwiese.
An Wasserfällen vorbei schlängelt sich die Straße hinauf auf den Gipfel des Berges Doi Inthanon. Auch wenn es in der Stadt über 30° Celsius heiß ist, weht hier oben eine kühle Brise und manchmal versinkt der Gipfel in einem Meer aus Wolken. Zum jeweils 60. Geburtstag errichtete die thailändische Armee dem Königspaar ein eigenes Chedi – auf dem Gipfel des höchsten Berges Thailands.
Bergvölker wie die Hmong oder Karen besiedeln den Norden Thailands, aber auch Regionen in den angrenzenden Staaten. An den Touristenorten stehen sie, gekleidet in traditionelle Gewänder. Frauen und ihre Kinder lächeln für ein paar Geldscheine in die Kamera, verkaufen handgefertige Mitbringsel.
Chris Tip
Solltet ihr euch für eine Tagestour entscheidet, achtet darauf, dass ihr einen seriösen und nachhaltigen Anbieter wählt. Manche Tourenanbieter packen schlichtweg zu viel Programm in einen Tagestrip und häufig enthalten diese Touren fragwürdige Aktivitäten wie Elefantenreiten oder der Besuch von ethnischen Minderheiten, die wie Zootiere vorgeführt werden. Wenn ihr euch für den Erhalt und Schutz der thailändischen Elefanten einsetzen wollt, besucht die Save Elephant Foundation, die wir ebenfalls unterstützen.
Chiang Mai ist ein Thailand ohne Meer und Strände. Ein etwas ruhigeres Thailand, vielleicht ein ursprünglicheres Thailand. Weniger Bars, weniger Sextourismus, weniger Partys. Ein Thailand, mit üppiger Natur und milderem Klima. Langzeiturlauber und Expats schätzen den friedvollen und idyllische Norden ohne Massentourismus und die Hektik Bangkoks.
Infos zu unserer Reise
Wenn ihr etwas von Thailand sehen wollt, kommt ihr an Chiang Mai nicht vorbei. Bisher waren wir merhmals in der Stadt selbst und – ohne zu wissen warum – empfinden wir die Stadt als etwas langweilig und blass. Aber das ist unsere Meinung und wir können tatsächlich auch überhaupt nichts gegen Chiang Mai sagen, nur dass wir andere Städte und Regionen in Thailand lieber bereisen. Doch die Provinz Chiang Mai hat natürlich nicht allein die gleichnamige Hauptstadt zu bieten, sondern viele abwechslungsreiche Aktivitäten sportlicher und kultureller Natur. Wenn ihr wandern, klettern, raften gehen wollt, dazu noch ein Kochkurs, Baden mit Elefanten und Erkundung des Doi Inthanon Nationalparks, dann plant mindestens eine Woche für diese schöne Provinz ein.
Chiang Mai ist grundsätzlich eine recht günstige Stadt, da sie viele Angebote und touristische Infrastruktur bietet. Da ihr vermutlich jedoch nicht den ganzen Tag im Hotelzimmer bleibt und eine tolle Natur mit zahlreichen Freizeitaktivitäten lockt, werdet ihr sicherlich Geld für den ein oder anderen Ausflug aufwenden. Das kann sich natürlich schnell summieren, ist aber absolut empfehlenswert. Beachtet aber bitte immer, dass ihr einen seriösen und nachhaltigen Tourenanbieter wählt.
Günstiges und authentisches Essen findet ihr auf dem Nachtmarkt. Wer einen schönen Abend am Fluss in einem guten Restaurant verbringen möchte, dem empfehlen wir die verschiedenen Restaurants und Bars direkt an der Iron Bridge am Westufer (Ecke Charoen Prathet Road / Loi Kroh Road) im Osten der Stadt. Hier waren wir beispielsweise bei Chef’s Together.
Jedes mal, wenn wir in Chiang Mai waren, übernachteten wir in unterschiedlichen Hotels und Guesthouses, die uns tatsächlich nie überzeugten und die wir nicht weiterempfehlen können. Versucht daher selbst euer Glück!
Als durchaus touristische Stadt wollen wir nicht ausschließen, das insbesondere abends und nachts in den belebten Umgebungen der ein oder andere Langfinger unterwegs ist. Habt also ein Auge auf eure Wertsachen.
Die thailändische Gesellschaft ist sehr offenherzig und vernarrt in Kinder. Nicht selten stand eine Traube von Thais (hauptsächlich Frauen) um unseren Jungen herum. Der Umgang der Thais ist ein anderer, wie wir ihn in Europa gewöhnt sind. Wir würden niemals zu einem fremden Kind gehen und es auf den Arm nehmen wollen. In Thailand passiert dies ständig – vorher wird nicht einmal gefragt. Stellt euch auch darauf ein, dass die Thais Fotos von euren Kindern machen werden – oft ungefragt. Da wird dann schnell das Smartphone gezückt und rasch ein Selfie mit dem blonden, kleinen Farang (Ausländer) gemacht. Überlegt euch, wie ihr dieser – aus unserer westlich geprägten Sicht – grenzüberschreitenden Verhaltensweise begegnen wollt. Nicht immer werder ihr sie verhindern können. Seid respektvoll und lächelt und gebt eurem Gegenüber zu verstehen, dass ihr ein wenig mehr Abstand möchtet. Gleichzeitig seid ihr mit Kindern überall noch willkommener und sehr häufig wurden wir bevorzugt behandelt (bspw. in Warteschlangen).
Erwartet allerdings nirgendwo extra Wickelräume – oft sind die Sanitäranlagen ohnehin in einem unzureichenden Zustand. Nehmt also Feuchttücher und Desinfektionsgel mit. Grundlegenden Babybedarf erhaltet ihr in jedem 7/11 oder Supermarkt. Windeln sind nicht ganz günstig und häufig nur in großen Packungen erhältlich. Den Kinderwagen/Baggy lasst ihr am besten zu Hause. In der Regel sind die Bürgersteige zu schlecht und gerade in Bangkok gibt es zu viele Füßgänger und Autos, sodass ihr damit keinen Spaß haben werdet. Am flexibelsten ist eine Trage.
Die Stadt selbst könnt ihr prima per Fuß erkunden oder ihr leiht euch ein Fahrrad. Ausflüge in die Umgebung macht ihr am besten mit einem Mietwagen oder Auto samt Guide. Selbstverständlich könnt ihr euch auch einen Roller leihen, doch gerade der Weg zum Doi Inthanon ist weit und ab einer gewissen Höhe kann das Wetter – je nach Jahreszeit – sehr ungemütlich werden.
Zahlreich sind auch vollgepackte Tagestouren, die euch von einer Touristenattraktion zur nächsten bringen. Hier gibt es viele schwarze Schafe und unterm Strich bleibt bei solchen Touren einfach zu wenig Zeit, die ganzen Sehenswürdigkeiten zu genießen. Trotzdem können diese Touren eine gute Möglichkeit sein, in kürzester Zeit möglichst viel zu erleben.
- Selbst noch nicht gelesen, klingt aber vielversprechend: Enchanted Land: Foreign Writings About Chiang Mai in the Early 20th Century von Graham Jeffcoat
- Eine sehr gute Einführung in Thailands Geschichte allgemein findet ihr in Thailand’s Political History: From the 13th Century to Recent Times von B. J. Terwiel