Bahrain
Wer mit Gulf Air fliegt, wird unweigerlich einen Stopover in Bahrain haben. Der kleine Petrostaat eignet sich hervorragend für eine kurze Erkundungstour – seien es nur ein paar Stunden oder zwei bis drei Tage. Wir nahmen unseren Flug nach Bangkok zum Anlass, das Flughafengelände einmal zu verlassen und uns für zwei Nächte in der Innenstadt von Manama einzuquartieren. Wir hatten ein Auto gemietet und wollten mehr sehen als nur die Hauptstadt. Es war März und obwohl wir in Deutschland frostige Temperaturen hinter uns gelassen haben, schlug uns nun eine mehr als angenehme Wärme entgegen. Die Palmen und der Sand, das Meer und der blaue Himmel waren eine Wohltat nach dem langen, dunklen Winter im Heimatland.
Am ersten Abend, nachdem wir gelandet sind, essen wir in einem afghanischen Restaurant. Bärtige Männer schauen uns unter buschigen Augenbrauen hervor an. Ein kurzer Spaziergang durch die Innenstadt zeigt, dass die Arbeit hier von Einwanderern aus dem Ausland erledigt wird: Afghanen, Indern, Syrern. Das Stadtzentrum ist ein hässliches Geflecht aus engen Hintergassen, die sich wie ein Labyrinth immer weiter verzweigen. Burgerläden, Fastfood, billige Chinawaren, stinkende Autos und Stau. Dies soll eines der reichsten Länder der Welt sein?
Am nächsten Morgen fahren wir in die alte Hafenstadt al-Muharraq. Wir schlendern vorbei an einfachen Wohnhäusern, durch schattige Gassen und über verlassene Plätze. Eine Gruppe von Kindern kommt zu uns, wirft uns einen Ball zu, lacht und möchte fotografiert werden. Eine alte Frau streckt ihren Kopf aus einem Hauseingang und scheucht die Kinder fort. Wir kehren zurück zu unserem Auto und bemerken einen Strafzettel an der Windschutzscheibe. Eben standen wir in einer engen Parklücke, nun ist unser kleiner Wagen der einzige weit und breit. Ein Passant übersetzt den arabischen Strafzettel. Wir sollen ins Polizeirevier kommen, um uns eine Belehrung anzuhören. Also fahren wir ein paar Blöcke weiter zur nächsten Polizeiwache. Chris trägt Shorts und wird vom Pförtner nicht hineingelassen, also wird Vany von einem etwas überforderten Polizisten in das Revier geführt. Die Polizisten sind überrascht, eine Frau anzutreffen, noch dazu eine Ausländerin. Sie sprechen kaum Englisch, stattdessen werden ein paar Selfies gemacht und Vany darf das Revier ohne Belehrung verlassen. Eine Strafe falle erst bei erneutem Falschparken an. Sehr kulant.
Den restlichen Nachmittag schlendern wir am Ufer entlang. Hier stehen Luxushotels und -resorts. Überall wird gebaut und wenn das Land nicht ausreicht, dann wird es eben erweitert. Eine sanfte Dämmerung legt sich irgendwann über den Wüstenstaat. Wir haben uns auf einer Hafenmauer niedergelassen. Alte Fischerboote treiben im Wasser. Ein rot-goldenes Tuch legt sich über Manama.
Am nächsten Morgen fahren wir zuerst entlang der Nordküste. Eine leere, mehrspurige Autobahn. Um uns herum: Sand und Häuser. Wie eines der reichsten Länder sieht Bahrain nicht aus. Es gibt hier nicht den Prunk und Protz, den man aus Dubai kennt. Oder: Der Reichtum versteckt sich hier besser.
Das Fort von Bahrain beinhaltet ein Museum. Überall stehen Tafeln und informieren den Besucher über die noch fortdauernden Ausgrabungen und was man hier alles fand. Neben uns ist nur eine kleine handvoll weiterer Touristen hier. Die Flagge des Landes hängt leblos in der windstillen Luft herab. Von den Mauern des Forts sehen wir die Skyline von Manama. Sand- und Ockerfarben. Braune Töne, eine wärmende Sonne über uns. In wenigen Wochen wird sie gnadenlos heiß herunterbrennen.
Weiter geht es zum nächsten Stopp – der königlichen Kamelfarm im Westen von Bahrain. Kamele, das sind die Sportgeräte der Wüstenbewohner. Sie werden für Rennen herangezüchtet und die schnellsten können richtig teuer sein. Kamele können aber auch Milch produzieren, die ähnlich wie die Milch von Kühen schmeckt. Sie ist ein weit verbreitetes Nahrungsmittel im arabischen Raum.
Auf der Farm stehen die Kamele in offenen Ställen oder abgesteckten Gehegen. Eine Herde wird gerade gefüttert – gierig verhaken sich die langen Kamelhälse und bilden ein hydragleiches Gebilde. Wir spazieren neugierig zwischen den Tieren und Tierpflegern umher, niemand schenkt uns Beachtung. Mittlerweile steht die Mittagssonne über uns.
Weiter in den Süden. Die Häuser um uns herum verschwinden, die Straße wird gähnend leer. Aus einer vierspurigen Stadtautobahn wird eine schmale, einsame Asphaltstraße mit Sandverwehungen. Überhaupt: Sand und karge Sträucher, soweit wir blicken. Irgendwann wird diese Ödnis unterbrochen. Erste Zeltsiedlungen tauchen am Horizont auf. Nach kurzer Zeit sind wir umgeben von Baracken, Zäunen und Zelten. Dazwischen feuerspuckende Ölfördertürme. Hier wird der unscheinbare Reichtum von Bahrain gefördert. Er kommt aus der Erde und ist endlich. Arbeiter aus aller Welt wohnen in diesen einfachen Behausungen und leben hier, um Geld und eine Zukunft zu verdienen.
Unser weißer Kleinwagen rollt vorbei an diesem Panoptikum und lässt uns mit staunenden Gesichtern hinausstarren. Dann erreichen wir das Ziel unserer Reise in den Süden. Ein alter, knorriger Baum auf einem Hügel. Seine Äste werden gestützt, damit sie unter der Last seiner Blätter und seines Holzes nicht brechen. Um ihn herum haben die Arbeiter mit ihren Zelten und Pumpen Abstand gehalten. Dieser Baum des Lebens widersetzt sich den ariden Bedingungen, er ist das einzige Grün in diesem Meer aus Gelb. Ein Wunder der Natur, zumal die nächste Wasserquelle mehr als einen Kilometer entfernt liegt.
Nach einem Mittagessen in einer gesichtslosen Mall am Rande einer viel befahrenen Autobahn machen wir uns zurück auf den Weg nach Manama. Am Abend werden wir dort weiterfliegen Richtung Asien. Im Gegensatz zu Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Bahrain, genau wie auch Kuwait, ein eher zurückhaltender und stiller Golfstaat. Man sieht ihm seinen Reichtum nicht sofort an. Die meisten, die es nach Bahrain zieht, dürften sich für die Formel-1-Rennstrecke interessieren. Für alle anderen hat Bahrain nicht viel zu bieten: einen Spaziergang durch alte Fischerdörfer und das eher langweilige Stadtzentrum von Manama. Eine Fahrt durch die erdölreiche Wüste und einen Blick in weite Leere.
Infos zu unserer Reise
Wir gehen davon aus, dass ihr Bahrain im Rahmen eines Zwischenstopps erkunden werdet. Prinzipiell reicht ein halbtägiger Aufenthalt, um zumindest das Stadtzentrum von Manama zu besichtigen. Optimal sind aber sicherlich 1 bis 2 Tage, um die gesamte Stadt zu entdecken und noch Zeit zu haben, einmal in die Wüste zu fahren. Dafür raten wir euch unbedingt zu einem Mietwagen. In Bahrain läuft alles gemächlich, die wohlhabenden Einheimischen werdet ihr tagsüber kaum zu Gesicht bekommen, alle anderen arbeiten auf den Ölfeldern oder im Dienstleistungssektor. Das alte Fischerviertel beispielsweise erkundeten wir zur Mittagszeit bei gespenstischer Stille. Die Straßen im Land sind ebenfalls leer. Lasst euch also relaxed durch den Wüstenstaat treiben!
Wer zuvor schon die Vereinigten Arabischen Emiraten besucht hat, wird in Bahrain ein interessantes Kontrastprogramm finden. Wir waren erstaunt, dass wir kaum Superlative und Prunk fanden. Es gibt keinen Hype wie um die Emirate und keine Influencer-Szene wie in Dubai. Das fanden wir erfrischend und sehr angenehm.
Wenn ihr Bahrain auf einem Zwischenstopp besucht, habt ihr keine Anreisekosten. Mietwagen und Sprit sind sehr günstig. Ein sauberes und schönes Hotelzimmer bekommt ihr in der Stadt ab etwa 60 Euro, essen könnt ihr ebenfalls günstig bei einem der zahlreichen, lokalen Restaurants. Hier gibt es vorzugsweise arabische und persische Gerichte für kleines Geld.
Bahrainische Speisen sind eine vielfältige Mischung aus arabischen und indischen Einflüssen, die durch die geografische Lage des Landes und seine Handelsgeschichte geprägt sind. Ihr werdet hier Fladenbrote und Baba Ghanoush (Auberginenpüree mit Tahin und Gewürzen) finden. Außerdem gibt es Schawarma (vergleichbar mit dem deutschen Döner) und allgemein Lamm und Fisch.
Hotelzimmer gibt es in allen Preiskategorien. Für etwa 60-70 Euro bekommt ihr ein einfaches Zimmer in Manama, das in einer guten Lage liegt. Ab etwa 100 Euro erhaltet ihr dann weitere Annehmlichkeiten wie einen Swimmingpool, hübschere Einrichtung und eine bessere Lage. Außerhalb von Manama ist nicht viel los – hier gibt es einige Apartments von privat und an der Küste auch Luxusresorts für mehrere hundert Euro pro Nacht.
Bahrain ist ein extrem sicheres Reiseland. Die Kriminalitätsrate ist gering und auch an sonstigen Gefahren habt ihr hier nichts zu befürchten.
Den Aspekt der Kinderfreundlichkeit würden wir in Bahrain als neutral bewerten. Grundsätzlich ist die arabische Kultur sehr kinderfreundlich, allerdings werdet ihr kaum in Kontakt zu den Einheimischen treten – diese halten sich am liebsten in ihren Innenräumen auf. Wenn ihr einen eigenen Wagen habt, könnt ihr das kleine Land bequem bereisen. Manama selbst ist nichts für Kinderwagen – dafür gibt es zu viele kleine, enge Gassen, Stufen und voll gestellte Bürgersteige.
Unsere Empfehlung ist ein eigenes Mietauto. Es kostet nicht viel und bringt euch überall hin. Alternativ könnt ihr euch auch ein Taxi nehmen.
- Für die Reiseplanung und einen guten Einstieg in das kleine Land eignet sich Bahrain: Everything You Need to Know von Noah Gil-Smith
- Ein historisch-politisch-wirtschaftlicher Rundumschlag gelingt Elliot Miller in Bahrain History: The Politics, Governance, National Economy, Population, Tourism
- Marc Owen Jones hingegen setzt sich äußert kritisch mit dem politischen System in Bahrain in Political Repression in Bahrain auseinander