Trat
Trat bietet nahezu alles, was ein Thailandreisender begehren mag. Die schönsten Strände, ruhige Trauminseln, undurchdringlichen Dschungel, Wasserfälle und süße Früchte. Wer Kultur und Geschichte sucht, hat es von hier aus nicht mehr weit ins benachbarte Kambodscha, wo die gigantische Tempelanlage Angkor Wat liegt. Das Kardamom-Gebirge, das sich entlang der Grenze Thailands und Kambodschas erstreckt, bietet noch mehr an Natur und Tierwelt.
Die zahlreichen Regenfälle und die längere Anreise halten wohl den großen Touristenansturm fern. Die Provinz Trat ist eine der schönsten thailändischen Provinzen für uns.
Die Sonne taucht den Golf von Thailand in goldenes Licht, unsere Fähre schiebt sich träge über das Wasser. Ein kleines Fischerboot mit Außenmotor zieht an uns vorbei. Die Luft schmeckt salzig und es weht ein warmer Wind. Als wir ankommen, leert sich die Fähre rasch. Autos und Menschen entschwinden in der Dunkelheit, die nun über der Insel liegt. Das Zirpen der Singzikaden schallt sirenengleich aus dem dichten Urwald. Ein kleiner Ort mit Tankstelle, dann eine Steigung hinauf und wir fahren durch völlige Finsternis. Es wirkt, als seien wir auf einem fernen Planeten gelandet.
Der erste Tag auf Koh Chang. Unüberwindbare Berge erheben sich in der Mitte der Insel. Es gibt keine Rundstraße, daher fahren wir von unserer Unterkunft im Westen einmal rund um die Insel zur Südspitze bis nach Salak Phet. Seit über zwanzig Jahren kommt Chris regelmäßig hierher. Das kleine Fischerörtchen verändet sich, wenn auch nur langsam. Damals schliefen die wenigen Besucher noch in einfachen Holzbaracken über dem Wasser. Nun sind es klimatisierte Zimmer.
Auf der Shearwater, einem zweimastigen Segelschiff, gleiten wir aus der Bucht, der Mittagssonne und den Inseln entgegen. Koh Wai, Koh Mak, Koh Kradat, bis hinunter nach Koh Kut. Auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. Früher gab es auf Koh Kut nicht mehr wie ein paar Fischerhütten und ein Bordell. Mittlerweile haben Luxusressorts die Insel entdeckt. Und dennoch: wer sich auf einen Trail in den Dschungel hineinwagt, wird belohnt mit kristallklaren und manchmal einsamen Wasserfällen. Ein kleines Paradies, eine endliche Oase.
Die Tage im Pardies ziehen vorüber. Wochen auf dem Segelschiff sind eine Unterbrechung des Lebens, eine andere Welt, in die man schlüpft. Bis man das Festland betritt. Manchmal kommt es im Schlaf: ein Schaukeln und Drehen. Der Körper hat sich an den Wellengang gewöhnt. Es dauert eine Weile, bis er erkennt, dass die Erde wieder fest, der Horizont unverrückbar ist.
Zurück auf Koh Chang. Von Salak Phet wäre es nur ein Steinwurf hinüber – aber keine Straße führt um die Südspitze. Also den gesamten Weg zurück, bis wir nach Bang Bao gelangen. Ein kleines Dorf, von Aussteigern und Hippies geprägt. Die Straßen sind staubig und mit tiefen Schlaglöchern versehen. Unser Auto setzt mehrmals auf, sodass wir umkehren und der Hauptstraße bis an ihr Ende folgen.
Ein altes Kreuzfahrtschiff liegt im Wasser und verrostet. Kleine Boote sind auf Land gezogen und zu Hotelzimmern ausgebaut worden. Dies ist ein verlassenes Ressort, das nach und nach von der Natur zurückerobert wird. Der Ghost Ship Beach ist zum Geheimtipp für all diejenigen geworden, die Geister nicht fürchten und einen einsamen Strand ohne Ablenkung suchen. Ist das die Erkenntnis, die wir von unserer Reise mitnehmen? Ein ständiges Hin und Her. Der Mensch erobert sich die Natur, rammt Stahl und gießt Beton in ihre Erde, fällt ihre Bäume und baut daraus Häuser. Eines Tages verliert er das Interesse und zieht weiter. Zerfall und Zerstörung bis der nächste Mensch kommt.
Mit der Ebbe geht das Wasser. Krebse wühlen sich aus dem nassen Sand. Kinder sammeln Muscheln und Paare laufen in stiller Zweisamkeit die Küste entlang. In kleinen Pfützen spiegelt sich der Himmel. Ein unaufgeregter Sonnenuntergang über dem Golf von Thailand. Die Nacht kommt schnell und mit ihr das Zirpern tausender Zikaden. Ein Orchester der Naturgewalt. Feuerräder am Strand. Funkensprühen. Koh Chang wird sich weiter wandeln. Der Mensch wird die Natur zurückdrängen, bis eines Tages ein kleiner, von Mauern umgebener Garten bleiben wird. Alles, was vom Dschungel übrig ist, werden Reisende hier bestaunen können. Unvorstellbar schön muss das Paradies gewesen sein.
Wir verlassen Koh Chang wie wir gekommen sind – mit der Fähre. Einen Flughafen gibt es nur in Trat auf dem Festland. Bevor es zurück in den Norden geht, machen wir noch einen Abstecher zum Saphan Hin Wasserfall. Ein schweißtreibender kurzer Fußmarsch. Mücken auf unserer Haut, durch den Wasserfall ist die Luftfeuchtigkeit unerträglich. Zwischen den Bäumen kleben Spinnennetze, Ameisenstraßen laufen über unseren Weg. Hier gibt es nur uns, den Dschungel und das Wasser.
Trat ist nicht Phuket oder Koh Samui. Wer in die südöstlichste Provinz Thailands reist, sollte Zeit mitbringen. Die Wege können lang sein. Zu oft ziehen kühle Regenschauer über die Insel. Die Sonnenuntergänge sind manchmal wolkenverhangen. Das Paradies hat viele Gesichter.
Infos zu unserer Reise
Von Bangkok nach Koh Chang ist es eine etwa sechsstündige Autofahrt inklusive Fährübersetzung. Die Straßen auf der Insel sind mittlerweile gut ausgebaut, doch schlecht beleuchtet und sehr kurvenreich. Vermeidet also besser Nachtfahrten. Entweder bucht ihr euch einen Sitzplatz im Minibus von Bangkok aus oder ihr mietet euch ein eigens Auto. Dann ist die Koh Chang Ferry (Aow Thammachat) die beste Möglichkeit, nach Koh Chang zu übersetzen. Die Hauptinsel bietet Entspannung und Programm für etwa drei bis fünf Tage. Eine touristische Infrastruktur besteht eigentlich nur an der Westseite der Insel. Wenn ihr völlige Abgeschiedenheit sucht, quatiert euch gerne im Osten ein. Salak Phet empfehlen wir euch als Tagesausflug oder als Hauptquatier, wenn ihr Wassersport betreiben wollt.
Von Bang Bao aus kommt ihr per Schnellboot zu den anderen Inseln. Wenn ihr vom Festland nach Koh Kut fahren wollt, müsst ihr nicht den Umweg über Koh Chang nehmen, sondern könnt direkt vom Laem Sok Pier übersetzen.
Auf dem Festland und in der Stadt Trat selbst gibt es eigentlich nicht viel zu sehen. Wir haben in der Stadt mehrmals übernachten, wenn wir zu spät ankamen, um noch mit der Fähre auf eine der Inseln zu übersetzen. Die letzte Fähre fährt am späten Nachmittag gegen 17 / 18 Uhr (Zeiten ändern sich).
Das Preisniveau auf den Inseln reicht von durchschnittlich bis hin zu für thailändische Verhältnisse teuer. Schließlich müssen alle Nahrungsmittel etc. aufwendig auf die Inseln transportiert werden. Auf dem Festland könnt ihr dafür eher günstig essen und übernachten.
Natürlich gibt es Fisch und Seafood, wohin ihr nur geht. Probiert unbedingt einen fritierten Fisch mit entsprechenden Soßen. Falls ihr noch nie Hummer oder Seegurke getestet habt – hier ist eure Gelegenheit. Ansonsten findet ihr auf der touristischen Westseite auch eine Auswahl an Bars und internationalen Restaurants. Eine gute Pizza bekommt ihr beispielsweise in der Pizzeria Spaghetteria Toscana Koh Chang. Ein süßes, kleines vegetarisches Restaurant ist das Tofu Kitchen Vegetarian Food. Und im El Barrio gibt es mexikanisches Essen, das sich keineswegs verstecken müsste (ist allerdings etwas teurer).
Ein Restaurant, das wir schon seit über zwanzig Jahren aufsuchen, ist das Salak Phet Seafood & Resort. Wie der Name sagt könnt ihr hier fangfrischen Fisch essen.
Fast immer, wenn wir auf Koh Chang oder den umliegenden Inseln unterwegs waren, haben wir entweder bei Chris Familie im Fischerort Salak Phet oder auf dem Segelschiff übernachtet. Bei unserer letzten Reise haben wir uns etwas gegönnt und sind im Barali Beach Resort and Spa untergekommen. Ein hübsches Ressort, wenn auch etwas in die Jahre gekommen und übermäßig teuer. Dafür ist das Frühstück und Dinner am Strand richtig gut.
Wir sind mit der Managerin des Flora I Talay ins Gespräch gekommen. Eine wahnsinnig tolle Frau, daher wollen wir ihr Resort an dieser Stelle auch nennen, obgleich wir dort nicht übernachtet haben.
Vor vielen Jahrzehnten ging es auf den Inseln und in den Fischerdörfern rauer zu, Schmuggel und illegaler Handel florierten zum benachbarten Kambodscha. Heute ist die Gegend sicher und ihr müsst euch keinerlei Gedanken machen. Auch von Kriminalitätsfällen haben wir nichts mitbekommen.
Die thailändische Gesellschaft ist sehr offenherzig und vernarrt in Kinder. Nicht selten stand eine Traube von Thais (hauptsächlich Frauen) um unseren Jungen herum. Der Umgang der Thais ist ein anderer, wie wir ihn in Europa gewöhnt sind. Wir würden niemals zu einem fremden Kind gehen und es auf den Arm nehmen wollen. In Thailand passiert dies ständig – vorher wird nicht einmal gefragt. Stellt euch auch darauf ein, dass die Thais Fotos von euren Kindern machen werden – oft ungefragt. Da wird dann schnell das Smartphone gezückt und rasch ein Selfie mit dem blonden, kleinen Farang (Ausländer) gemacht. Überlegt euch, wie ihr dieser – aus unserer westlich geprägten Sicht – grenzüberschreitenden Verhaltensweise begegnen wollt. Nicht immer werder ihr sie verhindern können. Seid respektvoll und lächelt und gebt eurem Gegenüber zu verstehen, dass ihr ein wenig mehr Abstand möchtet. Gleichzeitig seid ihr mit Kindern überall noch willkommener und sehr häufig wurden wir bevorzugt behandelt (bspw. in Warteschlangen).
Erwartet allerdings nirgendwo extra Wickelräume – oft sind die Sanitäranlagen ohnehin in einem unzureichenden Zustand. Nehmt also Feuchttücher und Desinfektionsgel mit. Grundlegenden Babybedarf erhaltet ihr in jedem 7/11 oder Supermarkt. Windeln sind nicht ganz günstig und häufig nur in großen Packungen erhältlich. Den Kinderwagen/Baggy lasst ihr am besten zu Hause. In der Regel sind die Bürgersteige zu schlecht und gerade in Bangkok gibt es zu viele Füßgänger und Autos, sodass ihr damit keinen Spaß haben werdet. Am flexibelsten ist eine Trage.
Fast alle Touristen reisen mit Minibussen an oder haben den Hin- und Rücktransport über ihr Hotel organisert. Das ist am einfachsten. Vor Ort nehmt euch dann einen Motorroller für die Zeit eures Aufenthaltes. Damit seid ihr ausreichend mobil, um die Insel zu erkunden. Falls ihr mit dem eigenen Auto reist: Es kostet nicht viel, das Auto mit nach Koh Chang zu nehmen.
- Eine sehr gute Einführung in Thailands Geschichte allgemein findet ihr in Thailand’s Political History: From the 13th Century to Recent Times von B. J. Terwiel