Schweden

Seit die Camper- und Bulliszene mit Corona explodierte, suchten die Leute nach gut erreichbaren Zielen für ihre vierrädrigen Häuser. Es vergeht nun kaum ein Sommer, in dem wir nicht von allen Seiten her hören: Wir fahren nach Schweden. Oder zumindest nach Skandinavien. Während es uns bislang immer in tropische, oder zumindest warme Regionen zog, flüchten in Zeiten des Klimawandels immer mehr Menschen über den Sommer in den milderen Norden. Es passt zum Hygge-Konzept, das uns IKEA verkaufen möchte: die eigenen vier Wände als sicherer und warmer Rückzugsort in dieser kalten, von Krisen geplagten Welt. Genau so sehen auch die Camperfahrzeuge der Reisenden aus: Helles Holz, Makrames und Lichterketten. Und der Urlaub in Schweden scheint dieser Philosophie zu folgen: Ein einfaches Reiseland ohne Sprachbarrieren, mit Kartenzahlung und vorbildhaft ausgebauter Infrastruktur und Versorgungslage. Sicher und gebändigt und zugleich voller Natur, sodass es im Instagram-Account zumindest nach Abenteuer aussieht.

Soweit unsere Vorurteile. Wir wagen es und fahren in der Hochsaison nach Schweden. Die Südwestküste lassen wir weitestgehend liegen. Wir wollen wissen, ob Schweden im Sommer auch ohne Touristenströme funktioniert.

Femöre Naturreservat

In einer kalten Julinacht setzen wir mit der Fähre von Fehrman nach Rødbyhavn in Dänemark. Auf dänischer Seite verbringen wir die restliche Nacht auf einem Wanderparkplatz nahe der Autobahn. Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne und der Tag zeigt, wie schön unser Stellplatz ist. Ein See mit wunderschönem Naturpfad liegt gleich nebenan. Es gibt ein Floß und Picknickbänke zwischen mannshohen Gräsern. 

Wieder zurück auf die Autobahn, vorbei an Kopenhagen und über die Öresundbrücke, dann sind wir da: Willkommen in Schweden. Kurz hinter Malmö halten wir in einer Landhausbäckerei für ein typisch schwedisches Frühstück, bestehend aus Zimtschnecken und Kaffee. Anschließend folgen wir der Autobahn im Landesinneren Richtung Vätternsee, Hauptsache schnell raus aus dem vermeintlich touristischen Süden. Der erste Eindruck: weite Landschaften, viel Wald am Horizont und dazwischen versprenkelt die typisch roten Schwedenhäuser. 

Am späten Nachmittag fahren wir mit schwitzigen Händen in die Wälder hinein. Stellplatzsuche in der Hochsaison: Alle freien Stellmöglichkeiten sind besetzt: ausschließlich Bullis mit deutschen Kennzeichen stehen in jedem Wendehammer, jeder Sackgasse und Ausweichmöglichkeit am Wegesrand. Wo ein See in der Nähe ist, scheinen Massen von Campern zu stehen. Irgendwann finden wir dann doch eine idyllische Lichtung in einer Sackgasse. Nicht am See, doch zumindest mit Seeblick. Lektion 1 aus dem Schwedenurlaub: Viel Zeit bei der Stellplatzsuche einplanen. Die Deutschen sind überall.

Swedish Fika with Cinnamon Rolls
Flower Bouquet
Through the Swedish Woods

Am nächsten Morgen weckt uns Regenprasseln. Das ist Camping in Schweden im Juli: Frühstück mit dicken Jacken unter dem Regencover. Wir packen zusammen und brechen auf, noch ein gutes Stück Richtung Norden. Mittagessen in Jönköping – wir haben den Vätternsee erreicht. Absofort beginnt der Urlaub. 

Bald darauf halten wir am Brahehus, einer alten Steinburg. Zur Westseite genießen wir den Blick über Bauerndörfer und den wolkenverhangenen Vätternsee. Zur anderen Seite rauschen die Autos auf einer Schnellstraße vorbei. Der Wind bläst uns um die Ohren, immerhin hat der Regen aufgehört.

Brahehus at Lake Vättern
Brahehus at Lake Vättern
Village at Lake Vättern
Brahehus at Lake Vättern

Ein amerikanischer Oldtimer vor dem Schloss. Elektronische Musik liegt in der Luft. Kinder spielen im Sand. Eine Schlange vor dem Eisverkäufer. Im Park am Ufer des Vätternsees flanieren Passanten. Szenen aus Vadstena, einer gemütlichen Ortschaft. In den Sommermonaten treibt es die Schweden aus ihren Häusern. Die Fußgängerzonen sind gut besucht, die Wälder voller Wanderer, Kanufahrer und Mountainbiker. Touristen und Einheimische lassen sich nur in einem unterscheiden: Während die Touristen – meist sind es Deutsche – bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius, Wolken und Wind lange Funktionskleidung tragen, genießen die Schweden ihren Sommer in luftigen T-Shirts und Shorts. 

Vadstena wird dominiert vom guterhaltenen Schloss direkt am See. Es ist eine Festungsanlage mit dicken Mauern und schwer überwindbarem Wallgraben. Die Burg gilt als eine der schönsten und am besten erhaltenen Renaissanceburg seiner Zeit im ganzen Land.

Vadstena
Vadstena
Vadstena
Vadstena
Vadstena

Über Linköping geht es weiter ins Femöre Naturreservat an der felsigen Ostseeküste. Was heute ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel ist, war im Kalten Krieg eine heiße Grenze: Noch heute zeugen zahlreiche Geschütze und militärische Relikte im Naturreservat davon. Manche der Geschütze sind lediglich Attrappen aus Sperrholz, leicht zu treffende Ziele für vermeintlich russische Angreifer. Die echten Geschütze hingegen waren gut versteckt.

Der Naturpark ist ein kleines Idyll: in den Wäldern und an der Küste liegen vereinzelt Ferienhäuser im markanten Schwedenrot. Eine Festungsanlage thront auf einem Hügel mit wunderbarem Blick auf die See. Die Luft ist wunderbar frisch, das Wasser sauber. Überhaupt präsentiert sich die Natur in Schweden – zumindest dort, wo den Sommer über nicht immerwährend Camper stehen – von ihrer besten Seite. 

Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat
Femöre Naturreservat

Die Hauptstadt Stockholm empfängt uns mit stürmischem Wetter. Dichte Wolken hängen über den niedrigen Dächern der Gebäude und der Wind bläst so stark durch die Straßen, dass wir uns bei jedem Schritt stark nach vorne lehnen müssen. Nach dem satten Grün und den herrlich ruhigen Seen der letzten Tage erscheint uns Stockholm als graue, öde Betonwüste. So eilen wir unbeeindruckt durch diese saubere, hügelige und von Wasserkanälen zerschnittene Stadt. Vorbei am Parlament, über dutzende Brücken, quer über den Rathausplatz und einmal durch die volle Altstadt mit ihren schmalen Gassen. In den Souvenirläden gibt es Wikingerschwerter und Helme. Die Restaurants setzen auf gute, schwedische Küche. Die Touristen tragen T-Shirts von Metallbands. 

Wir laufen rüber nach Södermalm, von wo aus man einen schönen Blick auf das Stadtzentrum hat. Es gibt einen schönen Spielplatz im Olle Adolphsons Park, in dem ein traditionell schwedisches Bauerngehöft nachgebaut ist. Unser kleiner Mann kommt hier natürlich voll auf seine Kosten. Und genau das macht den Urlaub in Schweden wohl so beliebt bei Familien und Hundehaltern: eine hervorragende Infrastruktur für Kinder und Tiere, unkompliziertes Reisen, ein moderner Standard. Unendlich viel Natur und wer es zwischendurch etwas urban mag, auf den warten kleine und größere Städte zur Erkundung. 

Wir allerdings haben genug von Stadt und wollen zurück ins Grüne. Als wir gerade in die U-Bahn einsteigen, um zurück zu unserem Auto zu fahren, setzt kalter Nieselregen ein.

City of Stockholm
City of Stockholm
City of Stockholm
City of Stockholm
City of Stockholm
City of Stockholm
City of Stockholm

Camping

Camping in Nature
Camping in Nature
Camping in Nature
Camping in Nature
Camping in Nature

Högbergsfältet

Högbergsfältet
Högbergsfältet
Högbergsfältet
Cooking for Dinner

MOOSE RANCH

Dalslands Moose Ranch
Dalslands Moose Ranch
Dalslands Moose Ranch
Dalslands Moose Ranch
Dalslands Moose Ranch

FAHRT UND CAMPING

Little Lake in Sweden
Swedish Houses
Swedish Houses
Camping in Sweden

SMÖGEN

Smögen
Smögen
Smögen
Friluftsled Kleven
Friluftsled Kleven
Friluftsled Kleven

LAST MORNING

Lake at Raggarkullen in Sweden
Lake at Raggarkullen in Sweden
Lake at Raggarkullen in Sweden

MALMÖ

Malmö Turning Torso
Dania Park in Malmö
Öresund Bridge

RÜCKFAHRT

Rødbyhavn Ferry
Rødbyhavn Ferry

OUTRO

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