Nordirland
Der Norden Irlands ist rau und grün. Eine baumlose Landschaft, durchzogen von Wasserfällen und kleinen Flüsschen. Wind, Regen und Lava haben den Boden und die Berge geprägt, ein tiefer Zwiespalt und eine blutige Geschichte die Gesellschaft.
Wer Nordirland bereisen möchte, muss sich auf widriges Wetter und eine bewegte Vergangenheit, deren Narben Menschen und Städte prägte, vorbereiten. Schönheit und Grauen können hier nur einen Steinwurf weit voneinander entfernt liegen.
Belfast und Derry-Londonderry sind Arbeiterstädte. Die Industrie hat hier Jobs geschaffen und als die Industrie kränkelte, fielen die Jobs weg. Vorbei die Zeiten, als Menschen mit reiner Muskelkraft Stahl formten und daraus das einst größte Schiff der Welt bauten: die Titanic. Noch immer ragen die Schwerlastkräne Samson und Goliath an den Docks rund 100m in die Höhe – stumme, rostende Zeugen einer Zeit voller Auftragsbücher. Alles schien möglich, nur nicht der Niedergang.
Zäune und Mauern, die in Belfast ganze Wohnviertel abschirmen und so Katholiken von Protestanten trennen. Bunte Murals, die erinnern, erzählen, ermahnen. Die Peace Bridge in Derry, die Unionisten auf der Ost- und Nationalisten auf der Westseite des Foyle-Flusses zusammenbringen möchte.
Nordirland ist ein politisches und geschichtsträchtiges Land. Die Narben des Nordirlandkonflikts sind nie geheilt. Die Gefahr eines Aufflammen von Gewalt scheint allzu schnell wieder möglich. Der Brexit zeigte, wie fragil der Frieden ist.
Infos zu unserer Reise
Wir waren im August 2016 knapp eine Woche in Nordirland unterwegs. Was eigentlich eine Wanderung entlang des Giant Causeways werden sollte, endete in Stadtbesichtigungen, da es die meiste Zeit stark regnete und die Temperaturen bei nur etwa 10-15°C lagen. In der Woche zuvor waren es noch sommerliche Temperaturen gewesen … Was wir damit sagen wollen: eine Reise nach Irland (insbesondere an die Nordküste) heißt, vorbereitet zu sein auf jedes Wetter. Sonne, Regen und Wind können alle zehn Minuten umschlagen.
Wie auf der gesamten irischen Insel werdet ihr auch hier eine wunderschöne, doch rauere Natur finden. Verbringt auf jeden Fall zwei Tage in Belfast – besucht das Titanic Museum, den Hafen und so manchen historischen Schauplatz. Denn eines solltet ihr gewiss nicht tun: Ganz ohne Vorwissen zur blutigen Geschichte des Landes nach Nordirland reisen.
In England wie Nordirland bezahlt ihr mit britischen Pfund. Insbesondere Lebensmittel sind bedeutend teurer wie in Deutschland – gerade wenn ihr euch frisch und gesund ernähren möchtet. Allerdings gibt es hier auch LIDL, was und günstiger als die heimischen Supermärkte erschien.
Da wir als klassische, arme Backpacker unterwegs waren, beschränkte sich unsere Verpflegung auf Selbstkochen und Fertigessen. Daher können wir euch zum Thema „Essen“ leider keine Auskünfte geben.
Wir übernachteten in Belfast und Londonderry/Derry in Airbnbs. Damals kam man über Airbnb noch mit seinen Gastgebern ins Gespräch – was cool war, da wir in Belfast bei einem Politikwissenschaftler übernachteten und er uns einiges zum Nordirlandkonflikt erklären konnte. Unseren ursprünglichen Plan, vorwiegend zu zelten, mussten wir auf Grund des Wetters aufgeben. Habt also immer eine Alternative bereit.
In den Städten Belfast und Londonderry/Derry gab es Viertel, in denen wir uns definitv nicht sicher fühlten. Das lag einerseits an der offensichtlichen Segregation von Stadtvierteln und Wohnanlagen mit Mauern und Stacheldraht, andererseits an der Vielzahl von gewaltdarstellenden Grafiti und dem Wissen über die blutige Geschichte. Negative Erfahrungen haben wir nicht gemacht. Auch wenn die Lage derzeit allgemein ruhig in Nordirland ist, solltet ihr wachsamer sein wie vielleicht auf anderen Reisen.
Mit Kind waren wir noch nicht in Nordirland, daher können wir zur Kinderfreundlichkeit der Nordiren keine Aussage treffen.
Wir fuhren von Dublin mit dem Zug nach Belfast. In Nordirland selbst fuhren wir von A nach B ausschließlich mit Linienbussen, was problemlos und günstig funktionierte. Aus Nordirland raus Richtung Galway wiederum fuhren wir mit einem Überlandbus. Für uns war der öffentliche Nahverkehr damals die beste Lösung, da wir noch keine 25 Jahre alt waren, um uns einen Mietwagen zu nehmen (soweit wir wissen verlangen die meisten Autovermieter in Irland noch immer ein Mindestalter von 25 Jahren).