Malediven
Babymoon. Hochzeitsreise. Inselparadies. Traumstrände. Traumurlaub.
Die Malediven sind ein Inselstaat: Von der nördlichsten bis zur südlichsten Insel sind es über 800 Kilometer – das ist nur geringfügig weniger als die maximale Ausdehnung Deutschlands beträgt. Zwischen all diesen Inseln und Atollen liegt Wasser. Sprenkel im Indischen Ozean. Zwischen den Wellen aufgeriebenes Land, vom steigenden Meerwasser bedroht. Ein Staat ohne Zukunft. Gleichzeitig ein Staat, der sich vergrößert, der künstliches Land aufschüttet und auf Pump baut. Als gäbe es doch einen Morgen, an den man glauben könnte.
Ein Urlaub auf den Malediven wirft einen auf das Minimum der Existenz zurück: Wasser, Sand und Palmen. Gleichzeitig verkaufen Luxushotels und Tourismusunternehmen die leere Einöde als die Erfüllung des Seins. Schnell füllt sich die Leere mit Ausflügen von der Stange in eine sterbende Wasserwelt. Das Wasser wird zu einem zwanghaften Ritual: Schwimmen im Meer, Schwimmen im Pool. Badewanne. Tauchen und Schnorcheln. Wasserski und Jetski. Vom Bananenboot fallen. Morgens noch die Ichthyofauna bewundert, abends gegrilltes Seafood am Strand.
Der Flughafen ist chaotisch. Hotelangestellte mit Schildern, auf denen der Name ihrer Gäste stehen, warten in der Ankunftshalle. Schnell trennen sich die Ströme der ankommenden Touristen: Die einen streben zu den Wasserflugzeugtaxis, die anderen zum Hafen. Und auch hier wieder Klassengesellschaft: Privatboot, öffentliches Schnellboot oder langsame Fähre? Wohin man sieht, ziehen Frauen mit großen Sonnenbrillen ihre überdimensionierten Rollkoffer hinter sich her, während ihre Männer den richtigen Weg oder die richtige Person suchen. Nur wenige Familien sind hier. Malediven, das ist Urlaub für Verliebte und Paare.
Über drei Stunden dauert unsere Fahrt mit der öffentlichen Fähre nach Dhiffushi im Norden des Malé-Atolls. Mit uns auf dem Boot: Ein Backpacker, zwei Pärchen, eine Gruppe von Freunden aus Rumänien und etwa fünfzehn Arbeitsmigranten – ausschließlich Männer.
Auf Dhiffushi dürfte es kaum jemanden geben, der mehr als einhundert Meter entfernt vom nächsten Strand wohnt. Was ist das für ein Leben, das sich im Alltag auf gut 22 Hektar beschränkt? Ein Leben, in dem es keine Autobahnen zur nächsten Stadt oder in ein anderes Land gibt? Stattdessen Boote, die über den scheinbar endlosen Ozean fahren. Eine Welt in Blau und Weiß, nur selten etwas Grünes dazwischen.
Wir sind nicht wegen der Strände nach Dhiffushi gekommen. Jede private Hotelinsel hat wesentlich schönere Sträne zu bieten. Wir kamen wegen der Locals, die hier noch wohnen. Wegen des mehr oder weniger „echten“ Lebens, das man vereinzelt in den kleinen Gassen findet. Auch, weil Dhiffushi gut erreichbar von Malé aus ist und eine Nacht im Hotel für einen niedrigen dreistelligen Betrag zu haben ist.
So verbringen wir nur wenig Zeit im Wasser und ziehen stattdessen jeden Tag mit der Kamera los, um den Kern der echten Malediven zu finden.
Zwischen all den Hotels, Restaurants und Tourenanbietern finden wir dann Inselleben in den staubigen Gassen im alten Dorfkern. Rund um die Moschee stehen schlichte Häuser. Ihre Türen sind jederzeit offen und aus ihnen dringen die Geräusche des Familienalltags: klapperndes Kochgeschirr, Kinderrufe und Fernsehmoderatoren.
Ansonsten ist nicht viel los: Vereinzelt bauen Männer an neuen Hotelgebäuden, Kinder spielen auf den Straßen und fünfmal am Tag versammeln sich die Männer in der Moschee. Die Wege sind kurz, das Rauschen des Meeres ist die niemals endende Hintergrundmusik der Inselbewohner. Jeden Morgen ein Sonnenaufgang, jeden Abend ein Untergang. Der Himmel in allen erdenklichen Farben – mal in Pastell, mal grell.
Den anderen Touristen begegnen wir im Dorfkern nicht. Sie liegen am Strand oder sitzen in ihrer Hotelbar.
Mit dem Schnellboot fahren wir ein paar Kilometer raus aufs offene Meer, doch mindestens eine der umgebenden Inseln bleibt immer in Sichtweite. Nach einer Weile schaltet unser Kapitän den Motor aus, lässt das Boot treiben und sucht die Wasseroberfläche ab. Plötzlich ein Funkspruch. Er startet den Motor und rast in eine bestimmte Richtung. Weitere Boote und Schiffe tauchen auf, zwei Jetski, dann werden es noch mehr Schiffe. Sie alle sind beladen mit Touristen, die gebannt an den Relingen stehen. Ein Raunen von einem der Boote – aus den Augenwinkeln sehen wir einen schwarzen Schatten im Wasser verschwinden. Stille. Das Meer plätschert, alle Motoren sind ausgeschaltet. Einige Hundert Meter weiter tauchen sie dann auf: Delphine. Erst zwei, dann noch einer, auf einmal eine ganze Schule. Abermals werden die Motoren gestartet und die Verfolgungsjagd beginnt. Immer wieder tauchen die Delphine ab, nur um hunderte Meter weiter wieder aufzutauchen. Immer wieder jagen wir ihnen hinterher, das Spiel geht einige Male so weiter.
Die Natur hängt am seidenen Faden. Kann man etwas schützen und erhalten, indem man es beglotzt und bejagt? Was bedeutete es für die Zukunft der Menschen und die Wirtschaft dieses kleinen Landes, wenn man das Meer und seine Tierwelt zu einem streng geschützten Rückzugsraum erklären würden? Was wären die Malediven, ohne tausende Schnorchler, Taucher, Surfer und Delfinbeobachter?
Auch die Malediver scheinen eine vom Aussterben bedrohte Art zu sein. Den meisten Menschen, denen wir begegnen und die hier arbeiten, stammen aus Bangladesch, Indien oder Sri Lanka. Sie arbeiten für die wenigen echten Inselbewohner, von denen die meisten wiederum in der Hauptstadt Malé oder im Ausland wohnen. Durch den Verkauf oder die Verpachtung ihres Landes, den Betrieb eines Hotels oder Restaurants haben sie es zu bescheidenem Reichtum geschafft, sodass sie ihr Leben als Geschäftsmänner führen können – oder mit Freunden am Strand, dem niemals endenden Müßiggang frönend.
Zum echten Inselleben gehört – im Gegensatz zu den privaten Hotelinseln – auch der Müll. Traditionell warf man seine organischen Abfälle ins Meer. Auch heute entsorgt man noch gerne seinen Abfall im Wasser, doch der Abfall hat sich geändert. Wurde früher mit Holz gebaut, wird heute die Betonschubkarre am Badestrand ausgewaschen. Trinkwasser gibt es ausschließlich in Plastikflaschen und überhaupt – was ist mittlerweile nicht in Plastik eingepackt und eingeschweißt? Selbst wenn der Müll in den Tonnen landet, wo soll er hin? Dhiffushi ist eine winzige Insel, Malé nicht viel größer. Wird der Müll von Schiffen abgeholt, weht der Wind Plastik ins Meer. Die Strände sind verschmutzt, ein Großteil des Mülls landet im Indischen Ozean.
Keine 300 Meter von uns entfernt liegt die private Meeru-Resort-Insel. Wer kein Gast in dieser Inselhotelanlage ist oder zumindest einen Tagestrip dorthin bezahlt, darf die weiß-schimmernden Sandstrände nicht betreten. Es ist nämlich so auf den Malediven: Es gibt die normalen, öffentlichen Inseln, die jeder besuchen kann. Dann gibt es die, zum Teil künstlich aufgeschütteten, Hotelinseln. Dort gibt es Zimmer und Bungalows in verschiedenen Preisklassen. Es gibt die Honeymoon-Suites, die Sunrise und Sunset-Villen, die Indoor- und Outdoorpools. Es gibt erstklassige Fußballfelder und Sportclubs, Entertainmentprogramm und dutzende Restaurants. Ein goldener Käfig, um die immergleichen Instagramstorys zu teilen. Weiße Kleider, braungebrannte Haut, ausladende Sonnenhüte. In Wahrheit alles unwahr. Wie viel des Geldes, das hier ausgegeben wird, kommt bei der Bevölkerung der Malediven an?
Die Nacht bricht herein. Dhiffushi ist keine Partyinsel – dennoch hämmert der Bass von House-Musik aus den Lautsprechern eines Jetski-Verleihs. Der Abend gehört den Inselbewohnern. Alle Touristen sitzen in den Restaurants ihrer Hotels. In den örtlichen Bars und Cafés, die auch Essen servieren, begegnen wir nur wenigen Ausländern. Männer kommen zusammen vor der Moschee zum letzten Gebet des Tages. Familien sitzen in den Hinterhöfen ihrer kleinen Häuser für ein gemeinsames Mahl. Der Barbier ist gut besucht, der Bäcker gegenüber verkauft das letzte Brot, bevor er seine Backstube schließt.
Und irgendwann kehrt Stille ein. Das Tuch der Nacht wiegt schwer über dem Indischen Ozean. Wir sind umgeben von Wasser. Der nächtlichen Schwere lässt sich nicht entkommen – gefangen auf einer Insel im endlosen Meer. Die Wellen rauschen, unablässig begleiten sie jeden Atemzug. Wind kommt und geht, genauso das Licht, das Vogelgezwitscher und die Jahreszeiten. Doch die Wellen rauschen ein Leben lang und darüber hinaus.
Die Zeit des Abschieds von Dhiffushi ist gekommen. Diesmal bringt uns ein Speedboot in nicht einmal vierzig Minuten zurück zur Hauptstadt Malé. Im Vergleich zum müden Inseltraum ist Malé ein stinkend wütender Moloch. Obwohl die Straßen zu eng sind, quetschen sich Motorroller und Autos durch sie hindurch. Die Häuser ragen hoch hinauf und nehmen den Fußgängern jedes Sonnenlicht. Abgase, Stau und Hupen – der Albtraum einer Großstadt projiziert sich hier auf kleinsten Raum. Warum gelingt es nicht, eine Stadt, die nicht einmal dem Hundertstel der Fläche von Berlin entspricht, nachhaltig und mutig zu gestalten? Verbrennermotoren statt E-Mobilität. Die Herrschaft des Individualverkehrs statt kluge Mobilitätslösungen. Betoniertes Land und künstlich geschaffene Inseln statt Sand und Muschelkalk. Das ist die Vergangenheit, nicht der Traum einer schönen Zukunft.
Der künstliche Strand an der König-Salman-Moschee im Osten von Malé ist DER Treffpunkt für die Stadtbewohner. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es eine Vielzahl an Take-away-Restaurants und Cafés, die Speisen und Getränke in Einwegmüll verpackt verkaufen. Wellenbrecher sorgen dafür, dass die kleine, künstlich geschaffene Bucht mit Strand zu einem ruhigen Schwimmerpool wird.
Bilder einer Ausstellung: Ein Vater angelt mit seinem Sohn, umringt von neugierigen Männern. Ein Fußballfeld in der untergehenden Sonne, eine handvoll Männer kicken dort barfuß. Parkbänke und eine Steinmauer, Männer starren sitzend auf ihre Smartphones. Ein großer Platz voller Menschen, sie schreien und rufen. Männer stehen dort in großen Gruppen. Eine Plastikflasche im Sand, die nächste Welle kommt und nimmt sie mit. Nur wenige Frauen und Kinder sind hier. Die Malediven sind deutlich sichtbar ein Einwanderungsland für junge, männliche Arbeitsmigranten.
Einmal quer durch die Stadt ans andere Ende. Wäre der Verkehr nicht so dicht und gäbe es all die Motorroller auf den Gehwegen nicht, wäre es ein kurzer Spaziergang. So aber ist es ein einstündiger und die Sinne betäubender Marsch durch das Verkehrschaos der winzigen Hauptstadt. Die Nordseite der Insel ist eine einzige Anlegestelle für Boote und Schiffe. Auf hunderten Metern drängen sich Einheimische und Touristen mit Koffern, Taschen und Gepäck. Die Motoren der Fähren brummen laut, es riecht nach Abgasen und die Luft schmeckt bitter.
Etwas weiter gelangen wir zu einer Markthalle. Naturgemäß wird nahezu jegliches Obst und Gemüse auf die Malediven importiert. Die Auswahl an frischen Lebensmitteln ist überschaubar, neben Märkten gibt es nur wenige andere Bezugsquellen. Klassische Supermärkte gibt es auf den Inseln nicht wirklich.
Vor dem Lebensmittelmarkt ankern die Fischtrawler. Arbeiter sind damit beschäftigt, Fisch zu verladen, auszunehmen, umzufüllen, zu überprüfen und zu verpacken. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist Malés Fischmarkt – beliebter Punkt auf jeder Sightseeingtour.
Der Geruch in der kleinen Halle ist streng. An einem langen Tisch stehen ein Dutzend Fischfiletierer, die mit geübten Schnitten hauptsächlich Thunfisch zerlegen. Über den Boden läuft Blut, in einer Tonne stapeln sich die Gräten und Innereien. Ein paar hundert Gramm Filet kauft hier niemand, in der Regel wird um ganze Körbe von Fisch gefeilt.
Was rar wird, wird teuer. So auch das Land auf den Malediven. Vollgebaut und zubetoniert – einerseits. Andererseits vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Man begann, eine winzige Lagune vor Malé künstlich aufzuschütten. Es entstand das neue Malé, genannt Hulhumalé. Eine Brücke verbindet das Neue mit dem Alten. Büroflächen und schicke Wohngebäude. Leere Strände, eine Promenade und leere Restaurants. Alles wirkt etwas verlassen, nicht ganz fertig, bereit für mehr. Kommt der Boom noch oder ist er schon vorbei?
Busse pendeln zwischen hier und Malé, dazwischen liegt der Flughafen. Über unsere Köpfe surren Wasserflugzeuge im Landeanflug. Jede Minute einer endlosen Perlenkette gleich.
Die Sonne versinkt im Indischen Ozean und über Malé legt sich das Tuch der Dunkelheit. Über einer der Hauptstraßen prangt das Logo von CocaCola hoch über den Dächern des vermeintlichen Inselparadieses. Wir stehen auf dem Dach eines Hochhauses und blicken hinab auf diese Stadt und dieses Land. Was ist wirklich dran am Paradies? Wenn man auf die lokalen Inseln abseits der privaten Hotelinseln blickt, wird schnell klar, dass jedes Paradies nur eine Illusion oder ein Sehnsuchtsbegriff sein kann. Palmen und Sonnenuntergänge sind nicht genug, um über „echte“ Herausforderungen hinwegzutäuschen. Den Malediven muss es gelingen, Antworten auf diese Herausforderungen zu finden, um sich selbst zu bewahren und eine Zukunft im steigenden Meer zu haben.
Und dann ist das Ende gekommen. Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Der Fahrer erzählt uns die gleiche Story, wie wir sie schon von vielen anderen der Inselbewohner gehört haben. Die Männer arbeiteten, die Familie sei daheim auf einer der zahlreichen Inseln. Touristen brächten Geld und sie brächten Probleme. Alles wandelte sich – wer könne schon sagen, ob es am Ende besser oder schlechter werde? Aber die Regierung bemühe sich. Bei unserem nächsten Besuch auf den Malediven sollen wir ihn doch auf seiner Heimatinsel besuchen kommen, er wolle mit uns angeln gehen. Dort, auf seiner fernen Insel, sei das wahre Paradies.
So oder so ähnlich geht die Geschichte von den Malediven.
Infos zu unserer Reise
Für die meisten Menschen sind die Malediven der Inbegriff des perfekten Urlaubes: Traumstrände unter Palmen, tropisches Klima und ein weitläufiges Inselparadies. Dazu eine Villa über dem Meer in einem Luxusresort. Natürlich: All das gibt es und lässt sich haben. Doch der Preis ist hoch, denn schnell zahlt man für den bilderbuchhaften Traumurlaub einen vierstelligen Betrag – pro Nacht. Es lässt sich viel Geld sparen, indem man auf die Local Islands ausweicht, öffentliche Transportmittel wählt und in ein kleines Guesthouse einkehrt. Doch dann bleibt – unserer Meinung nach – nicht mehr viel vom Maledivenfeeling übrig. Für uns stimmt hier einfach das Gesamtpaket nicht. Auch andere Länder haben schöne Strände, kosten nur einen Bruchteil und bieten – neben maritimer Inselwelt – oft noch ein ganzes Hinterland zum Entdecken an. Vielleicht täte es den Malediven sogar gut, voll und ganz auf das Segment des Luxusurlaubes zu setzen. Die Inseln ächzen schon jetzt unter der Vielzahl an Touristen. Das Ökosystem kann kaum noch mehr ertragen. Allmählich werden auch Backpacker auf den Inselstaat aufmerksam. Doch der Platz scheint begrenzt. Auf Dhiffushi haben wir miterlebt, wie Hotels und Guesthouses das echte Inselleben immer weiter zurückdrängen. Was bleibt am Ende von der Kultur und den Maledivern übrig, wenn sie sich vollständig dem Tourismus verschreiben?
Die Malediven sind ein sehr teures Reiseland. Wer den Maledivenurlaub möchte, den ein jeder aus dem Reiseprospekt kennt, ist spielend leicht einen fünfstelligen Betrag los. In Luxusresorts Geld spart nur, wer auf die Overwater-Villa oder gar die Beachfront-Villa verzichten und auch mit Gartenblick leben kann. Frühstück statt All-Inclusive funktioniert allerdings nur auf Local Islands, die tatsächlich auch die Möglichkeit bieten, auswärts zu essen. Hinzukommen Ausflüge und Trinkgelder.
Unserer Meinung nach gibt es in anderen Ländern mindestens genauso schöne Strände (Seychellen) oder zumindest ähnlich schöne Strände (Vietnam, Thailand, Sri Lanka) – für einen Bruchteil des Geldes.
Das Essen auf den Malediven ist stark beeinflusst von der indischen bzw. sri-lankischen Küche und, was die Zutaten angeht, natürlich sehr beschränkt. Frischer Fisch (besonders Thunfisch), Kokosnuss und Gewürze spielen die Hauptrolle: ob als cremiges Mas Riha (Fischcurry), als würziger Salat Mas Huni mit Kokos und Zwiebeln oder getrocknet in vielen traditionellen Gerichten. Als Beilage dienen meist Reis, Roshi (flache Brotfladen) oder Garudhiya, eine klare Fischsuppe. Die Aromen sind mild bis leicht scharf, oft kombiniert mit Limette, Chili und Curryblättern. Insgesamt ist die maledivische Küche einfach, frisch und stark vom Leben am Meer geprägt. Auf den Speisekarten stehen aber auch sehr viele indische Gerichte und selbstverständlich auch Western Food wie Burger, Pizza, Pasta und Sandwiches. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein Großteil der Gerichte auf den Speisekarten oftmals nicht verfügbar ist. Auch Früchte und Fruitshakes sind oft auf eine geringe Auswahl reduziert.
Anders mag es in den Luxusresorts und privaten Anlagen aussehen. Hier ist die Versorgung gewiss eine andere.
Gehen wir davon aus, ihr träumt von dem perfekten Bilderbuchurlaub auf den Malediven. Ihr wollt also eine private Overwater-Villa in einem Luxusresort. Dazu benötigt ihr natürlich Vollverpflegung, denn auf den privaten Resort-Inseln könnt ihr auf kein anderes Restaurant zurückgreifen. Rechnet also mit mindestens 1.000 Euro pro Nacht. Hinzukommen die An- und Abreise mit dem Wasserflugzeug – nochmal etwa 500 bis 1.000 Euro – und der internationale Flug nach Malé. Gewiss erlebt ihr dann – rein hoteltechnisch – einen Traumurlaub.
Wenn ihr aber – so wie wir – eher Aktivurlauber seid und ohnehin nicht plant, den gesamten Tag in eurer Unterkunft zu verbringen, werdet ihr wohl kaum bereit sein, einen solch hohen Preis zu bezahlen. Wir haben uns bewusst für Dhiffushi entschieden, da die Insel mit jeglichen Transportmitteln gut erreichbar ist, noch ein wenig lokalen Flair bietet und eine Auswahl an bezahlbaren Unterkünften offeriert. Dennoch solltet ihr – das trifft wohl auf jede Insel inklusive der Hauptstadt zu – mit 150 Euro pro Nacht und Zimmer (nur Frühstück!) rechnen. Natürlich mag es günstigere Unterkünfte geben, aber wir halten den genannten Preis für einen guten Kompromiss.
Beachtet, dass zumindest in Malé noch eine Steuer oder ähnliches (so genau wissen wir es nicht mehr) von ein paar Prozentpunkten auf den Übernachtungspreis kommt, den uns Booking.com nicht angezeigt hatte. Außerdem ist es durchaus üblich, eine Unterkunft mit Halb- oder gar Vollverpflegung zu wählen. Durchaus sinnvoll auf den privaten Resortinseln, wir haben uns aber dagegen entschieden. Zumindest Dhiffushi bot die Möglichkeit, auswärts besser und günstiger zu essen.
Die Malediven sind wohl so sicher wie kaum ein anderes Reiseland. Was soll schon auf einer Resortinsel passieren (außer der unwahrscheinliche Fall tritt ein und einer der Hotelmitarbeiter stiehlt etwas). Und auch auf den winzigen Local Islands sollte es keinerlei Probleme geben. Die größte Gefahr besteht wohl darin, auf Malé von einem der Motorroller über den Haufen gefahren zu werden, einen schlimmen Sonnenbrand zu erleiden oder sich beim Wassersport zu verletzen.
Keine Frage: Die Malediven sind wohl eines der Top-Reiseziele für und mit Kindern. Was gibt es Schöneres für die Kleinen, als den ganzen Tag Sandburgen zu bauen, im Meer zu planschen und Meerestiere zu entdecken? Selbst ein Tag Malé sollte möglich sein, sofern man diese Hauptstadt sehen möchte. Allerdings sollte man hier keinerlei Ansprüche an familiengerechtes Reisen stellen. Es gibt keine wirklichen Bürgersteige und der Verkehr ist dicht – also lasst den Kinderwagen zu Hause (auch am Strand braucht ihr ihn sowieso nicht). Spielplätze oder gar öffentliche Toiletten werdet ihr nicht finden. Wir würden vermuten, dass die Suche nach Babybedarf (Brei, Windeln, Milch etc.) ebenfalls etwas schwieriger sein dürfte. Bringt also alles mit.
Wir haben es schon mehrfach gesagt, aber nochmal auf den Punkt gebracht: Wenn ihr am Flughafen in Malé ankommt, habt ihr prinzipiell drei Möglichkeiten, weiterzureisen. Diese Möglichkeiten hängen aber natürlich davon ab, in welchem Atoll eure Insel liegt und wie weit dieses vom Flughafen entfernt ist. Die teuerste (mehrere hunderte Dollar für eine Strecke) Möglichkeit ist der private Weiterflug mit einem Wasserflugzeug direkt vom International Airport in Malé aus. Alternativ könnt ihr vom Flughafen mit einem Speedboat weiterreisen oder ihr fahrt erst mit dem Taxi oder dem Shuttle-Boot rüber nach Malé und von dort aus mit der öffentlichen, sehr günstigen und seeehr langsamen Fähre zu eurer Insel. Letztendlich hängt es von eurem Geldbeutel ab.
Die Stadt Malé lässt sich prima zu Fuß erkunden. Rüber nach Hulhumale kommt ihr mit dem Schiff, Bus oder Taxi. Das kostet alles nicht viel.
Leider ist uns kein gutes Buch zu den Malediven und dessen Geschichte bekannt.
