Mailand
Als einer der wichtigsten Wirtschaftsräume Italiens, wenn nicht gar Europas, gilt die Region um Mailand herum. Industrie wie die Automobilbranche, der Finanzsektor und natürlich die Modewelt haben der Stadt Wohlstand und Bedeutung gebracht.
Der Blick auf Italiens Verkehrsatlas untermauert diesen Eindruck. Als wichtiger Wirtschaftsstandort und Verkehrsknotenpunkt umgibt Mailand ein Netz aus Autobahnen und Vorstädten. Für die meisten Reisende aus Nordwesteuropa dürfte Mailand das Eingangstor zu Italien sein.
Die Hauptattraktion der Stadt ist wohl der Duomo di Milano. Massen von Touristen drängen sich davor, Baustellen und Sicherheitsabsperrungen nehmen die Sicht auf das imposante Bauwerk. Die Schlange, um hinein zu gelangen, reicht hunderte Meter lang. Wir verzichten darauf und gehen direkt weiter zur weltberühmten Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II. Luxusmarke um Luxusmarke reiht sich hier aneinander. In der Stadt selbst begegnen uns immer wieder auffallend modisch gekleidete Menschen. Zeigt sich hier das Gesicht der Stadt oder lediglich der gleichmachende Konsumkapitalismus unserer Gesellschaft?
Das Castello Sforzesco bewundern wir nur von Außen – an einem derartigen schönen Frühsommertag ballen sich auch hier die Touristen. Wir suchen ein ruhiges Plätzchen im angrenzenden Park und finden ein Stück ausgetretene Wiese in der Nähe einer Gruppe Jugendlicher. Wir verstehen ihr Italienisch nicht, trotzdem ahnen wir, dass es um die ganz großen Themen in ihren Gesprächen geht: die Zukunft, Liebe und ihre Träume.
Nach einem halben Tag hat uns Mailand müde gemacht. Wir schlendern noch etwas durch die Stadt, auf der Suche nach einem Café ohne touristische Preise. Irgendwann geben wir die Suche auf und zahlen für zwei Kaffee, eine Kugel Eis und ein kühles Bier den Preis, den man in Städten wie Mailand eben zahlt.
Während Passanten an unserem Tisch vorbeiströmen, fragen wir uns, was ein Tourist tun muss, um eine Stadt wirklich zu entdecken. Sollte er all die Sehenswürdigkeiten aus seinem Reiseführer besuchen? Sollte er sich einen Tag auf eine Parkbank setzen, um den Menschen zuzusehen? Oder sollte er Orte aufsuchen, die eben nicht im Reiseführer erwähnt werden, die also authentisch zu sein scheinen? Überhaupt: Gibt es Städte, die man gesehen haben muss?
Uns reicht der Tag in Mailand. Die Stadt ist zwar schön, aber nicht unsere. Nach langem Nachdenken einigen wir uns darauf, dass es die Magie eines Ortes ist, die jeden Reisenden für sich einnimmt oder eben nicht. Wir selbst entscheiden, was wir entdecken möchten – nicht der Reiseführer.
Erschöpft und mit dem Gefühl, viel gesehen aber nichts entdeckt zu haben, fahren wir mit der Tram zu unserem Campingplatz.
Infos zu unserer Reise
Für einen Überblick reicht ein Tag in Mailand aus. Wenn ihr Interesse an Mode, Italiens Geschichte oder der Stadt im Allgemeinen mitbringt, nehmt euch mindestens drei Tage Zeit. Die Stadt ist ziemlich touristisch und ihr solltet dementsprechend mehr Zeit für alles einplanen und Tickets – wo notwendig und möglich – online im Voraus buchen. Wir empfehlen einen Besuch eher in der Nebensaison.
In Mailand könnt ihr sehr schnell viel Geld loswerden. Als internationaler Finanz- und Fashionstandort mit großem Touristenandrang sind die Preise überdurchschnittlich, wenn auch bei weitem nicht so hoch wie in den mittlerweile „leblosen“ Touristenhochburgen Venedig oder Dubrovnik. Gerade Eintrittsgelder für den Dom, das Schloss oder Museen wie das Leonardo3 Museum (haben wir alles ausgespart) können sich für zwei Personen schnell zu dreistelligen Beträgen summieren.
Leider haben wir zum Essengehen in Mailand keine hilfreichen Tipps. Mittags haben wir in einem eher unterdurchschnittlichen chinesischen Restaurant gespeist, am Nachmittag eine Erfrischungspause in einem eher teuren aber mittelmäßigen Café eingelegt. Also versucht selbst euer Glück!
Den Abend und die Nacht haben wir im südlichen Außenbezirk Mailands auf dem Podere Ronchetto Agricampeggio e Agriturismo B&B gecampt. Gerade für Kinder sind die freilaufenden Hühner und Enten ein Spaß und im Hofladen könnt ihr frische, italienische Waren für euer selbstgekochtes Abendessen einkaufen. Ansonsten sind die Stellplätze schlicht und okay, die Sanitäranlagen sind bei voller Auslastung etwas zu dürftig und waren während unseres Aufenthaltes nicht immer sauber. Für ein bis zwei Nächte aber ein super Stellplatz.
Nach nur 10-Minuten Laufdistanz erreicht ihr die Straßenbahnstation Gratosoglio, von wo aus ihr in etwa einer halben Stunde in Mailands Innenstadt seid.
In Mailand fühlten wir uns sehr sicher.
Die Italiener und Italienerinnen haben wir als sehr kinderfreundliche Menschen kennengelernt. Gleich ob wir im Restaurant waren oder an der Supermarktkasse anstanden – unserem damals 8-Monate altem Sohn wurde immer ein Lächeln geschenkt und seinen gelegentlichen Nörgeleien wurde ausnahmslos mit Humor begegnet.
Was die Kinderfreundlichkeit der Ausstattung von Restaurants und anderen Läden angeht, haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Schicke Restaurants, die keinerlei Wickelmöglichkeit hatten bis hin zu voll ausgestatteten Wickelräumen in Sardiniens Hinterland. Seid auf alles vorbereitet.
Erspart es euch, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. In Mailand und seinen Vororten könnt ihr euch bestens mit der Straßenbahn fortbewegen, in der Stadt selbst ist alles fußläufig erreichbar. Zudem gibt es eine U-Bahn.