Luxemburg

Luxemburg ist ein kleines Land, nicht einmal so bevölkerungsreich wie Frankfurt am Main, eingeklemmt zwischen Frankreich und Deutschland. Ein Bankenstaat, eine Monarchie, eine Demokratie, ein Herzogtum. Gründungsmitglied der EU und zusammen mit Straßburg und Brüssel Sitz vieler EU-Institutionen. Die Amtssprachen sind Deutsch, Französisch und Luxemburgisch, eine Trilingualität im Herzen Europas. Hier scheint sich die große Hoffnung auf verbrüderte Einigkeit zu kanalisieren, das Ideal Europas aufzuleben und die Idee eines multikulturellen, grenzenlosen Systems aus 27 Nationalstaaten Wirklichkeit zu werden. Luxemburg, das ist der biedere Sehnsuchtsort aller Europaliebenden.

Shopping-Center at Kirchberg in Luxembourg

In einer verregneten Augustwoche im Coronasommer 2020 fahren wir nach Luxemburg. Der Wind bläst und die Wolken hängen tief. Es ist ein ungemütlicher Tag, immer wieder fällt ein kühler Nieselregen. Nach einem Frühstück in der Innenstadt spazieren wir entlang der Alzette. Ein kleiner Fluss, der Frankreich entstammt, in Luxemburg in die Sauer mündet und dabei ein tiefes Tal durch das kleine Land zieht. So prägt es auch die Hauptstadt mit den Stadtvierteln Grund und Pfaffenthal.

Wir ziehen vorbei an Brücken, Kirchen und den Kasematten. Als ein Regenschauer auf uns niedergeht, flüchten wir in das Nationalmuseum. Betonwände, klare Linien, Schatten und Licht – ein Traum für Fotografen. Als es aufklart, wagen wir uns hinaus. Am Porte du Grünewald vorbei führt uns der Weg hinauf zum Kirchberg.

Église Saint-Jean-du-Grund
Bridge Over Alzette in Luxembourg
Église Saint-Jean-du-Grund

Am Kirchberg präsentiert sich uns Luxemburg von seiner modernen Seite: neue Glas- und Stahlbeton-Bauten, kubistische Formen, Asphalt und Straßenlaternen. Die Philharmonie als gestrandetes Raumschiff, Bürotürme als heilige Obelisken der kapitalistischen Wertschöpfung. In den riesigen Fensterfronten spiegelt sich ein dramatischer Himmel. Wolken bringen einen heftigen Regenguss, danach färbt sich der Abend lila-rot. Der Verkehr strömt aus der Stadt, schwarze Limousinen und sportliche Zweisitzer.

At the Kirchberg in Luxembourg
At the Kirchberg in Luxembourg
Philharmonie Luxembourg
Philharmonie Luxembourg
Philharmonie Luxembourg

Luxemburg hat neben seiner Hauptstadt auch einige kleine Ortschaften aufzuweisen. Daneben auch etwas Wald und kurze Wanderrouten. Bevor wir den Zwergstaat verlassen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Schiessentümpel-Wasserfall. Ein Trampelpfad bringt uns vom Parkplatz zu einem malerischen Tümpel, hinter dem sich eine alte Bogenbrücke über den Bachlauf spannt. Ein Wasserfall mag ein zu mächtiges Wort sein für die drei Steinstufen, die das Wasser hier herunterfließt. Wie auch sonst sollte sich ein Wasserfall in einem so kleinen Land wie Luxemburg präsentieren?

Schiessentümpel Cascade in Luxembourg
Schiessentümpel Cascade in Luxembourg

Herzen sind oft laut schlagende und pulsierende Orte, die den ganzen Körper am Leben halten. New York als Herz der USA, der Alexanderplatz als Herz von Berlin, Shibuya Crossing als Herz Tokios. Doch das Herz von Europa schlägt leise. Luxemburg ist ein unaufgeregter, manchmal idyllischer Ort. Es hat nichts von der weiten Welt, keinen Glamour, kein Jetsetter-Leben. Man könnte Luxemburg böswillig als den langweiligen, versnobten Mittelpunkt einer in Bürokratie ertrunkenen Behördenunion bezeichnen. Oder aber man erkennt in Luxemburg einen kleinen Staat, der über einen langen Zeitraum herangewachsen ist, einen Brennpunkt an Kultur und Tradition, reich an Sprache und Dialektik. Die Quintessenz eines Europas, das es nicht nötig hat, durch Schnelligkeit, Größenwahn und Hedonismus zu verführen. 

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