Liechtenstein
Von der industrialisierten Rheinebene ist es nur eine kurze Fahrt hinauf in eine montane Idylle. Kräuter und Wildblumen sprenkeln saftige Wiesen und trotz einer Temperatur von 30°C im Tal liegt die Schneegrenze Anfang Juni hier oben zum Greifen nahe.
Von der Mitte des Landes sieht man in allen Himmelsrichtungen die Grenzen des Fürstentums – und weit darüber hinaus. Umgeben von den Alpen liegt der kleine Staat Liechtenstein, zu selten gewürdigt von (Welt-)Reisenden.
Jeder Weg aus dem Tal heraus und in die Berge hinauf führt über Serpentinenstraßen, oft schmal und nur einspurig. Nadelhölzer und Mischwälder schmiegen sich an die Berghänge, dazwischen beschauliche Dörfchen. Immer mal wieder ein Aussichtspunkt, der einen weiten Blick über das kleine Land ermöglicht.
Nahezu jeder Weg lädt zu einer Wanderung ein, führt vorbei an kleinen Bachläufen und endet manchmal in einer Alm mit deftigem Mittagessen in einer Berghütte.
Berge haben Menschen schon immer verzaubert. Jahrtausendelang wurden sie als Sitz der Götter glorifziert und verehrt. Als sich die Abenteuerlust des Menschen in der Suche nach immer neuen Kontinenten erschöpft hatte, sah er in Bergen neue Herausforderungen. Sie wurden bezwungen, indem Menschen sie erkletterten, Kreuze auf ihren Gipfeln aufstellten, Tunnel durch Granit sprengten und sie mit sportlichem Ergeiz und Wanderschuhen oder Fahrrädern eroberten.
Für uns reicht es, die Schönheit der umliegenden Alpen zu genießen. Ein frischer Wind bringt Abkühlung, der würziger Duft von Kräutern liegt in der Luft. Im unweit entfernten Dorf ist ein kleines Feuer ausgebrochen. Rettungskräfte und Feuerwehr laufen zwischen den Reihen der Holzhütten umher und suchen nach schwelenden Bränden.
An einem Sonntag ist die Innenstadt von Vaduz von indischen Touristen erfüllt. Sie knipsen Selfies vor dem Rathaus und den Kunstinstallationen. Nicht einmal 6.000 Einwohner hat die Hauptstadt des Fürstentums Liechtenstein. Ein kleiner Spaziergang führt zur Alten Rheinbrücke aus dem vorherigen Jahrhundert. Auf der anderen Seite liegt die Schweiz, mit der Liechtenstein nicht nur die Währung sondern auch einen Teil der Verwaltung und öffentlichen Infrastruktur teilt.
Wir verlassen das Fürstentum Liechtenstein im Süden Richtung Schweiz. Ein letzter Stopp für ein Foto der Burg Gutenberg. Was das Bild nicht zeigt: den Hügel, auf dem die Burg steht, umgeben Fabrikhallen und Industriegebiete.
Infos zu unserer Reise
Wir haben das Fürstentum Liechtenstein auf dem Weg nach Italien zwei Tage lang bereist. Für einen groben Überblick und die Sehenswürdigkeiten reicht das. Natürlich lässt sich auch eine ganze Woche in dem Land verbringen. Ihr könnt hier Radfahren, Wandern, Bergsteigen, im Winter Skifahren oder die zahlreichen Museen besuchen.
Ihr solltet euch auf jeden Fall einen halben Tag Zeit für einen Spaziergang durch Vaduz und zur Alten Rheinbrücke nehmen. Am Schloss von Vaduz vorbei gelangt ihr in das Dorf Triesenberg und von dort weiter nach Steg und Malbun. Letzteres ist ein bekannter Skiort und dort bzw. auch schon bei Steg gibt es schöne Wanderrouten und Natur pur. Wer mehr Zeit mitbringt und in Wanderlaune ist, kann auf dem 75km langen Liechtenstein-Weg das Fürstentum entdecken.
In Liechtenstein bezahlt ihr mit dem Schweizer Franken und in den meisten Restaurants und Hotels auch mit Karte (wir sind ohne Bargeld ausgekommen).
Die Preise für ein Doppelzimmer pro Nacht starten bei 120€, eher mehr. Eine günstigere Alternative ist Camping. Lebensmittel und Sprit sind deutlich teurer als in Deutschland. Wir waren einmal auswärt essen und haben p. P. (Hauptgang und Getränk) etwa 20-25€ bezahlt. Eine Maut gibt es nicht.
Eine liechtensteiner Spezialität sind Käsespätzle mit Apfelmus (Käsknöpfli). Appenzeller Käse wird dabei mit Sauerkäse vermengt, wodurch das Gerichts nichts für Freunde von milden Käsesorten ist. Ebenfalls empfehlenswert ist Gröstl – Bratkartoffeln mit Speck und/oder Wurst und einem Spiegelei. Ein deftiges Essen, das vor einer Wanderung oder Radtour gut überlegt sein sollte.
Wir sind mittags im Bergstübli in Steg eingekehrt. Von Außen ist das Lokal unscheinbar, dafür gibt es deftige und leckere Mahlzeiten. Hier trinken Einheimische einen Schnaps und Touristen stärken sich für die nächste Etappe. Eine Plauderei mit den Besitzern ist auch drinnen.
Da uns die Hotels in Liechtenstein zu teuer waren, sind wir erst gar nicht auf die Idee gekommen, danach zu suchen, sondern haben direkt den Campingplatz Mittagsspitze angesteuert. Der Platz hat eine gute Größe mit schönen Rasenstellplätzen. Die Sanitärräume sind sauber und ausreichend vorhanden. Es gibt auch einen Swimmingpool (geöffnet nur im Sommer).
Wildcampen ist im Wald und in Naturschutzgebieten verboten, auf Parkplätzen kann es gedultet sein. Daher sucht euch einen Campingplatz, auch wenn es verlockend ist, mit Blick auf die Berge auf einer verlassenen Almwiese aufzuwachen. Außerdem ist Liechtenstein dicht besiedelt und in der Urlaubszeit gut besucht – abgeschiedene Stellplätze dürften sich nur schwer finden lassen.
Wir fühlten uns jederzeit zu 100% sicher.
Wir sind mit acht Monate altem Baby durch Liechtenstein gereist und haben Vaduz als ruhige, grüne und kinderwagenfreundliche Stadt wahrgenommen. Wir denken, dass ein Urlaub in Liechtenstein ohnehin ideal für Kinder und Familien ist: viel Natur, Wanderungen jeglichen Schwierigkeitsgrades und das Klischee vom „Urlaub auf dem Bauernhof“.
Wir waren mit Herrn Lux – unserem Toyota Hilux – unterwegs, daher können wir zu den öffentlichen Verkehrsmitteln keine Aussage treffen. Was das Autofahren angeht: Die Straßen sind leer und gut ausgebaut. Allerdings sind die Wege, die in die Berge führen, sehr kurvig und eng und ihr müsst mit Wanderen und Radfahrern rechnen.
Offroadfahren: Im Winter gibt es bestimmt die ein oder andere verschneite Straße, die zum alpinen Schneefahrspaß einlädt. Doch auf Grund der Vielzahl an Serpentinen und engen Fahrbahnen ist das Risiko, bei unüberlegtem Fahren vom Weg abzukommen, sehr hoch. Ansonsten haben wir keine legalen Möglichkeiten gesehen, die asphaltierten Straßen zu verlassen. Wir wollen aber auch nicht ausschließen, dass es tiefer in den Bergen kleine Routen gibt, die ein bisschen „Offroad-Feeling“ aufkommen lassen könnten.