Katar

Mal wieder ein Zwischenstopp im Nahen Osten, diesmal in Katar. Der Golfstaaten ist inzwischen ein angesehenes und einflussreiches Land auf dem internationalen Parkett. Weltweite Aufmerksamkeit erfuhr es durch die Fußballweltmeisterschaft 2022. Ein Jahr zuvor fand das erste Formel-1-Rennen im Emirat statt. Auch auf politischer Bühne tritt das kleine Land wirkungsmächtig in Erscheinung: So rückte es sich selbst in die Rolle des Vermittlers im Krieg zwischen Israel und der Hamas. Zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien kämpft es um die Poleposition in der Region, um den Nahen Osten in die Zukunft zu führen, in der internationalen Sicherheits- und Handelspolitik zu etablieren und durch riesige Events und Mammutprojekte die Welt in Staunen zu versetzen. Dabei schlägt es leisere Töne als die VAE an, zeigt sich gediegener, weniger verschwenderisch. Doha ist kein zweites Dubai, es ähnelt eher Abu Dhabi, das mit Kultur und Klasse zu überzeugen versucht.

Museum for Islamic Art

An einem milden Februarmorgen schlendern wir durch die Altstadt von Doha. Für gewöhnlich treffen sich hier, im alten Marktviertel Souq Waqif, die Bewohner der Stadt. Touristen – es sind nicht besonders viele – sitzen in den Cafés oder feilschen mit den zahlreichen Händlern. Doch nun, vor der Mittagszeit, haben die meisten Geschäfte noch geschlossen. Umso interessanter sind die engen Nebengassen, die zu einem undurchdringlichen Labyrinth von der Hauptstraße abzweigen. 

Immer tiefer und tiefer verlieren wir uns in der Altstadt. Auf einmal hängt der Geruch von Tieren und Stroh in unseren Nasen. Schon stehen wir in den Stallungen eines reichen Scheichs. Edle Pferde und Kamele, makellose Boxen, fleißige Arbeiter, die sich um das Wohl der Tiere kümmern. Bestaunen und besichtigen ist ausdrücklich erwünscht. Nur eine Gasse weiter reihen sich Falken-Geschäfte aneinander. Auf Stangen im kühlen Schatten sitzen prachtvolle Falken, Lederhauben auf den Köpfen, damit sie ruhig bleiben und in einer Art Dämmerzustand dösen. Vor einem unscheinbaren Gebäude wartet eine Reihe von sichtlich nervösen Männern. Sie haben Falken auf den Armen oder in Transportboxen. Dies ist das Falken-Hospital. Hier werden die teuren Tiere untersucht und kuriert. Die Oberschicht Katars lässt sich das eine Menge Geld kosten.

Falcon in Doha
White Horse in Qatar

Bei einem Kaffee in einer der zahlreichen Bars am Straßenrand beobachten wir das Treiben und genießen die herrlich wärmenden Sonnenstrahlen. Anschließend schlendern wir herunter an die Uferpromenade und folgen einer Weile der Corniche, die sich zwischen Meer und mehrspuriger Autobahn als schön angelegte Fußgängerzone entpuppt. Stets im Blick: die wachsende Skyline des Finanzdistrikts am gegenüberliegenden Ende des Golfs von Doha. Künstliche Inseln erheben sich aus dem Wasser. Als der Tag in die Dämmerung übergeht, lodert die Skyline wie ein sanftes Wüstenfeuer.

Skyline of Doha

Am nächsten Morgen laufen wir nach einem stärkenden Frühstück zum Museum für Islamische Kunst. Interessanter als die Exponate ist für Chris als Fotograf das Museum selbst. Der würfelförmige Bau wirft Schatten und Schattierungen. Klare Linien bilden geometrische Formen. Im Inneren des Gebäudes führen Wege und Lichtleisten durch den luftigen Raum der großen Eingangshalle. Eine Fensterfront lässt Tageslicht herein. Damit entsteht eine herrliche Flut von visuellen Eindrücken an Formen, Farben und Mustern. Während sich Chris auf die Lauer legt, um den perfekten Winkel zu finden oder darauf wartet, dass Museumsbesucher zufällig so durch sein Bild laufen, dass die Komposition perfekt wird, studiert Vany die Ausstellungsstücke. Waffen und Kunstgegenstände der Arabischen Halbinsel in wunderbarer Weise präsentiert, laden zum Staunen ein.

Museum for Islamic Art
Museum for Islamic Art
Museum for Islamic Art

Als wir das Museum verlassen, ist es bereits Nachmittag. Es wird Zeit, für den Weiterflug nach Asien zum Flughafen zurückzukehren. Kurz nur war unser Aufenthalt in Katar. So vieles haben wir nicht gesehen: den Finanzdistrikt, die katarische Wüste oder überhaupt mehr vom Land. Während wir Kuwait und Bahrain als sehr eigenständig und authentisch wahrgenommen haben, empfanden wir die Vereinigten Arabischen Emirate als überzogen und mehr Show als Sein. Katar rangiert für uns in der Mitte und ist damit wohl der perfekte Einstieg in die arabische Kultur, die mit unglaublichen Geschichten zu bezaubern weiß.

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